Wie Biokartoffeln das Trinkwasser schützen

Eine Kartoffel, die das Trinkwasser schützt? Genau. Sie gedeiht vor den Toren der Stadt unter strengen Bioland-Kriterien im Wassergut Canitz.

Das Tochterunternehmen der Leipziger Wasserwerke arbeitet seit 1992 mit einem klaren Ziel: Trinkwasserschutz. Das Wassergut liegt inmitten der Trinkwasserschutzgebiete im Muldental bei Wurzen, wo aus den Tiefen der Böden das Lebensmittel Nr. 1 für den Großraum Leipzig gewonnen wird. Indem das Unternehmen beim Pflanzenbau gänzlich auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel sowie synthetische Düngemittel verzichtet, gelangen keine Pestizide und zu viel schädliches Nitrat in den Boden. Das verbessert die Qualität des Grundwassers direkt. „Wenn wir eine sichere und qualitativ ausgezeichnete Trinkwassergewinnung auch für die nächsten Generationen sicherstellen wollen, müssen wir in der Landwirtschaft massiv umdenken. Wir zeigen in Canitz seit über 25 Jahren, wie Ressourcenschutz und Artenschutz durch Ökolandbau gelingen können. Und zwar auch mit stabilen Erträgen und exzellenten Qualitäten“, sagt Wassergut-Geschäftsführer Dr. Bernhard Wagner. Und die landen bei bekannten Großabnehmern und über sie in den Regalen der Märkte.

Wissenschaft meets Ökolandbau

„Bio und regional – das ist mehr als nur ein Trend und wird die künftige Rolle sowie das Zusammenspiel von Stadt und Land nachhaltig verändern“, sagt der Bürgermeister der Gemeinde Thallwitz, Thomas Pöge. Mit Amtskollegen im Wurzener Land, der Stadt Leipzig, dem Wassergut Canitz und vielen lokalen und überregionalen Vereinen, Institutionen und Partnern aus der Wissenschaft ist das Projekt WERTvoll entstanden. „Unser Ziel ist es, künftig die Landwirtschaft und regionale Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmitteln vor Ort im Einklang von Wasserqualität, Klimaschutz und Natur zu verbinden. Dadurch stärken wir unsere regionale Wirtschaft nachhaltig“, sagt er. Damit solle auch sichtbar werden, dass wasserschutzgerechte, ökologische Landwirtschaft und Trinkwasserschutz perfekt zusammengehören und keine Gegensätze sind. „Gleichzeitig wollen wir Stadt und Land – in dem Fall Leipzig und das Wurzener Land – touristisch, kulturell, kulinarisch und kommunikativ besser miteinander vernetzen“, sagt Pöge. So profitiere jeder vom anderen und die gesamte Region könne gemeinsam zukunftstauglich gestaltet werden. WERTvoll wird mit über drei Millionen Euro vom Bundesforschungsministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Neben neuen Wegen regionaler Vermarktung geht es auch um die weitere Optimierung der Ökolandwirtschaft.

Versuchsfeld so groß wie sechs Fußballfelder

Auf einem Versuchsfeld, das mit sechs Hektar die Größe von sechs Fußballfeldern hat, untersucht das Wassergut Canitz den konkreten Nutzen ökologischen Landbaus für die Wasserqualität. „Wir haben über 25 Jahre Erfahrung mit Ökolandwirtschaft. Daher haben wir auf dem Versuchsfeld die gesamte Fruchtfolge unseres Betriebes abgebildet. Über mehrere Jahre analysieren wir das Sickerwasser und erhalten so belastbare Zahlen“, erklärt Dr. Bernhard Wagner. Dazu sind in einer Bodentiefe von 1,5 Metern Saugplatten eingebaut, die das Sickerwasser auffangen und in Sammelgefäße weiterleiten. Diese Sickerwasserproben werden dann im Wasserlabor der Leipziger Wasserwerke analysiert und unter anderem auf Nitrat getestet. Die Versuchsjahre sollen u. a. zeigen, welche Rolle Niederschlagsmengen und die Bewirtschaftung der Flächen auf einzelne Parameter haben.

Infos zu wertvoll: wertvoll.stoffstrom.org

Bio aus dem Wurzener Land

Die Erzeugnisse des Wassergutes Canitz tragen das Bioland-Siegel für kontrollierten Anbau. Ein Großteil der Produkte wird über diverse Mühlen und Abpackbetriebe deutschlandweit vermarktet. Den anderen Teil können Privatkunden im Hofladen vor Ort in Wasewitz oder aber im Unverpackt-Laden „Locker und Lose“ in Leipzig kaufen.

Den ganzen Artikel finden Sie auch im Heft Leipziger Leben 1-2020, Seite 20

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